Seit dem Jahre 1992 beschäftigen wir uns intensiver mit Erdställen; das sind unterirdische Anlagen unterschiedlicher Größe und Dimensionen. Im Mittelalter wurden diese Objekte laut Vertretern der Kirche „Schratteln“ genannt, warum ist unbekannt. Aber bei einigen Anlagen ist die ursprünglich alte Bezeichnung noch im Namen enthalten, wie z. B. den „Schrattellöchern“ (in Bayern „Schratzllöcher). Das Wort „Erdstall“ wurde von der Wortfolge aus einem Schriftstück, wo „Stelle in der Erde“ steht, abgeleitet und etablierte sich erst wesentlich später in der Forschung. Die offizielle Erdstallforschung begrenzt die Bezeichnung „Erdstall“ durch diverse bauliche Besonderheiten, wie das bindende Vorhandensein eines „Schlupfes“ und/oder „Kreisganges“. Unterirdische Anlagen sind in Europa weit verbreitet vorzufinden, nur in wenigen Gebieten des mitteleuropäischen Raumes gibt es einige Ausnahmen in der Konzentration dieser Anlagen. Hier seien vor allem in Österreich das Bundesland Niederösterreich und der südbayrische Raum in Deutschland genannt, wo es ein vermehrtes Vorkommen von sogenannten Erdställen gibt. In den meisten Fällen sind jedoch diese oft nur mehr fragmentarisch erhalten gebliebenen Gänge als „Unterirdische Anlagen“ zu bezeichnen.
Der Sinn und Zweck dieser Anlagen sind noch immer rätselhaft und ungeklärt, zumal sie sehr alt sein können. Durch mehrere 14C und TCN-Datierungen sowie archäologische Funde konnte bei einigen dieser Objekte Richtwerte für ein Mindestalter ermittelt werden, die den prähistorischen Zeitraum zweifelsfrei belegen. Als wir 1992 mit unseren Forschungen in der nordöstlichen Steiermark begannen, waren offiziell nur drei Erdställe und einige Gangfragmente bekannt. In der Zwischenzeit konnten wir in über 1.500 Feldforschungseinsätzen in Vorau und Umgebung rund 800 unterirdische Anlagen, davon 28 Bergwerke und über 40 Objekte, die als Schratteln bzw. Erdställe bezeichnet werden können, wiederentdecken.
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Museum Sub Terra Vorau
Im Mai 2015 wurde im Waldlturm des Augustiner Chorherrenstiftes Vorau von Mitgliedern des durch die beiden Autoren dieser Webseite und die Gemeinde Vorau im Jahre 2011 gegründeten Vereines „Sub Terra Vorau“ ein archäologisches Museum eingerichtet. Dieses präsentiert zahlreiche Exponate aus Erdstallanlagen und einige Streufunde aus der Umgebung von Vorau.
Die dankenswerterweise von den Grundeigentümern bereitgestellten Funde wurden vom Museumskurator Dr. Heinrich Kusch wissenschaftlich bearbeitet und zusammengestellt, später durch Einzelstücke ergänzt. Das Museum bietet einen geschichtlichen Überblick von Artefakten
(= Fundstücke) aus der Jungsteinzeit über die Bronze- und Römerzeit, das Mittelalter und der Neuzeit dieses Raumes.
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